IVH-Reaktion auf NDR und SZ: Styropor® ist ungefährlicher Abfall
Der NDR sendete am 28. Oktober 2014 im TV-Format panorama3 einen Beitrag, der in erster Linie die Entsorgung des Dämmstoffs Styropor® in Wärme-dämm-Verbundsystemen thematisierte. Laut NDR enthalten Dämmplatten aus Styropor® giftige Brand-schutzmittel und würden trotzdem nicht als Sonder-müll gelten. Bislang sei völlig unklar, wie das Materi-al künftig entsorgt würde. Ähnlich schrieb die Süddeutsche Zeitung (SZ) in ihrem Artikel „Sondermüll an der Fassade“ am selben Tag. Beide Beiträge wie-derholen irreführende und teilweise falsche Aussa-gen.
Richtig sind u. a. folgende Fakten:
Styropor® ist mit einem Brandschutzmittel ausgestattet und erhöht damit die Sicherheit in einem eventuellen Brandfall. Brandschutzmittel mit der gleichen Aufgabe finden sich ebenfalls in Dämmstoffen wie Zellulose, Schafwolle und anderen Baumaterialien. Es gehen kei-ne Gefahren vom Flammschutzmittel für den Verarbeiter oder für den Bewohner eines mit Styropor® gedämmten Hauses aus.
Das in den o. g. Veröffentlichungen genannte Flamm-schutzmittel ist als besorgniserregender Stoff seitens der EU eingestuft und wird auch seitens der Vereinten Nationen (UN) verboten. Die Einstufung betrifft aus-schließlich das in geringster Menge eingesetzte Flammschutzmittel und nicht die Dämmstoffplatten. Aufgrund der UN- und EU-Einstufung muss das Mittel zukünftig ersetzt werden. Die Umstellung auf ein neu entwickeltes Flammschutzmittel ist bei den deutschen Dämmstoff-plattenherstellern im IVH in vollem Gange und wird En-de 2014 abgeschlossen sein; ein Jahr vor der EU-Fristsetzung. Die IVH-Mitglieder haben sich frühzeitig auch auf nationaler und europäischer Ebene gegen die Bestrebungen anderer europäischer EPS-Produzenten gewandt, den Umstellungstermin auf das neue Flamm-schutzmittel weiter hinaus zu schieben, so wie es die EU- und UN-Regelungen erlauben würden. Diese Pio-nierleistung des IVH muss gewürdigt werden.
Entgegen der Äußerungen im NDR-Beitrag und in der SZ ist die Entsorgung von Styropor® keineswegs „völlig unklar“. Nach der Abfallverzeichnis-Verordnung lautet die Abfallschlüsselnummer von Styropor®-Abfall mit dem Flammschutzmittel HBCD 17 06 04, in Verbindung mit anderen Abbruchabfällen als gemischter Bau- und Abbruchabfall ist der Abfall-schlüssel 17 09 04 zugeord-net. Es ist damit nicht ge-fährlicher Abfall. Und das Bundesumweltministerium sagt: „Bei einer korrekten Entsorgung kommt es zu keinem Gesundheits- oder Umweltrisiko“.
In den Beiträgen Styropor-Abfall wurde wiederholt EPS-Abfall mit dem Begriff Sondermüll gleichgesetzt. Wir weisen darauf hin, dass das Oberlandesgericht Düssel-dorf dies für nicht zulässig erklärt hat. Die Abfallmengen sind aufgrund der langen Lebenszyklen von Wärme-dämm-Verbundsystemen sehr gering, anders als in den Beiträgen formuliert. Bei einer Sanierungsquote von unter einem Prozent in Deutschland wird auch deshalb mit keinen größeren Mengen zu rechnen sein. Zum Ver-gleich: Das gesamte Abfallaufkommen in Deutschland beträgt zurzeit knapp 390 Mio. Tonnen im Jahr, davon geschätzt maximal 10.000 Tonnen EPS aus Wärme-dämm-Verbundsystemen. Genauere Angaben dazu und realistische Ausblicke für die Zukunft werden zurzeit über ein Forschungsvorhaben untersucht.
Am sogenannten Lebensende des Dämmstoffs wird er für die Energiegewinnung genutzt. Die energetische Verwertung in Müllheizkraftwerken ist in Deutschland flächendeckend möglich, anders als berichtet. Dieser normale Weg wird seit Jahren von den meisten Dämm-stoffen auch von den ökologischen in Deutschland nutz-bringend beschritten. Die Deponierung von Dämmstof-fen steht an letzter Stelle.
Der IVH fordert die Presse auf, ihre Recherchen auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu stützen, die zurzeit in der Projektstudie „Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS“ vom Institut für Bauphysik der Fraunhofer Gesellschaft (IBP) in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. (FIW) und unter Unterstützung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erarbeitet werden. Ende November 2014 stellen IBP und FIW die Ergeb-nisse in Berlin vor.
IVH-Pressemitteilung vom 30.10.2014