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Was macht ein Gebäude zu einem Energieeffizienzhaus Plus?

14. Dez 2016

Zweijähriges Monitoring des Projektes der Unternehmensgruppe Bachl überrascht positiv.

Das erste Energieeffizienzhaus Plus in Niederbayern steht in Deggendorf im Stadtteil Natternberg. 2014 im Rahmen des Effizienzhaus-Plus-Förderprogramms des BMUB erbaut, lieferte nun das zweijährige Monitoring der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg reale Auswertungsdaten, die man zuvor nur durch Simulationen erahnen konnte.

Das Prädikat "Plus" definiert ein derartiges Energieeffizienzhaus durch seine beinahe Energieautarkie, indem es im Lauf des Jahres mehr Energie selbst erzeugt, als es benötigt, um damit auch noch den Anspruch an Elektromobilität zu decken. Das Energieeffizienzhaus Plus der Karl Bachl GmbH & Co. KG mit Sitz in Röhrnbach kann nun wissenschaftliche Daten aufweisen, die dieses "Plus" nicht nur eindrucksvoll bestätigen, sondern einen zusätzlichen Überschuss an erzeugter Eigenenergie dokumentieren.

Es gibt inzwischen weit über 30 Energieeffizienzhäuser Plus in Deutschland als Modellprojekte der "Zukunftsinitiative Bau" des Bundes. Das Haus der Unternehmensgruppe Bachl erhob den Anspruch, mit den Möglichkeiten moderner Bauweise höchste Energieeffizienz zu erreichen und zugleich eine bezahlbare Immobilie für einen Durchschnittshaushalt zu realisieren.

Doch was macht ein Haus zu einem Energieeffizienzhaus Plus? 34% des Primärenergiebedarfs werden laut Statistischem Bundesamt in deutschen Haushalten verbraucht. Auf den gesamten Energieverbrauch eines Durchschnittshaushalts entfallen dabei 71% auf die Beheizung und 12% auf die Warmwasserbereitung. Diese Zahlen wirken als Triebfeder für energieeffiziente Bauweise. Eine große Rolle dabei spielte in Deggendorf der innerhalb weniger Tage erstellte Rohbau aus Betonfertigteilen.

Eine Klimaanlage aus Beton

Betonbauteile besitzen eine hohe Speicherfähigkeit. Durch die hohe Rohdichte im Gegensatz zu Gebäuden aus Leichtbauweise wird Wärme in Decke, Boden und Wände gespeichert und als angenehme Strahlungswärme an die Wohnräume abgegeben. Es wird weniger Energie benötigt, was einen erheblichen Beitrag zur Verringerung der CO2-Emission bewirkt.

Betonbauteile bilden optimale Außenwände. Diese ermöglichen kurze Bauzeiten und fördern die Wohnqualität. Unter anderem gewährleisten Betonbauteile ein angenehmes Raumklima, hohe Wärmedämmung, idealen Feuchteschutz, Brandschutz, Wärmespeicherfähigkeit und Schallschutz.


Speicherfunktion energetisch unumgänglich

Die derzeit angebotenen Wandbaustoffe sind hoch wärmedämmend, verlieren aber ihre wichtigste Funktion: die Speicherung von Wärme. Diese elementare Funktion ist jedoch unumgänglich, wenn es um Wohnbehaglichkeit und vor allem um die Speicherung von Solarenergie geht



Hochleistungsdämmstoff als Gebäudehülle

Ein weiterer Plus-Baustein für das Energieeffizienzhaus Plus in Deggendorf war die Verwendung eines Hochleistungs-Wärmedämmverbundsystems. Graue Wärmedämmplatten mit Neopor Granulat ermöglichen ein wesentlich höheres Wärmedämmvermögen bei geringerem Materialeinsatz. Neopor enthält spezielle Graphit-Teilchen, die wie ein Spiegel die Wärmestrahlen reflektieren und so den Wärmeverlust verringern. Die Vorteile der grauen Dämmplatten sind eine bis zu 20 Prozent bessere Dämmleistung bei entsprechend dünneren Platten und eine nachweislich hohe Öko- und Kosteneffizienz. Sie sind vielseitig einsetzbar, wasserabweisend, alterungs- und verrottungsbeständig, standfest und maßstabil sowie einfach in der Handhabung und Verarbeitung.



Fenster und Türen

Hochqualitative 3-fach verglaste Fenster mit einem U-Wert gesamt von 0,65 und Türen mit Mehrkammersystemen, einbruchshemmenden Beschlägen, Mitteldichtungssystemen sowie kontrollierter Entwässerung und Belüftung aus dem eigenen Werk ergänzen als Bausteine die Ansprüche an Energieeffizienz, Sicherheit und Ästhetik.

 

Strom - Wärme - Lüftung

Auf dem Süddach mit einer Neigung von 33° wurde eine 39 m² große Photovoltaikanlage aus 24 monokristallinen Modulen mit einer Gesamtleistung von 7,84 kWp und einem prognostizierten Ertrag von 8.700 kWh im Jahr installiert. Um eine Steigerung des Eigenverbrauchs zu erzielen, wird zudem eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie als Stromspeicher mit einer Kapazität von ca. 8 kWh eingesetzt.

Drei Solarthermiefelder mit insgesamt 49 m² Fläche in unterschiedlichen Neigungen liefern die Wärme für Heizung und Warmwasser (12 m² auf dem Dach, 22 m² mit 70° Neigung am Carport – vor allem für die tiefstehende Wintersonne - und weitere 15 m² an der Südfassade). Die Solarerträge fließen in den 9.200 Liter großen Pufferspeicher. Über eine Fußbodenheizung wird die Wärme bei sehr niedrigem Temperaturniveau an die Räume abgegeben. Die Warmwasserbereitung wird über eine Frischwasserstation zur Verfügung gestellt, die mit Wärme aus dem Pufferspeicher versorgt wird.
Der Pufferspeicher kann im oberen Bereich durch zwei elektrische Heizstäbe mit 6 und 3 kW nachgeheizt werden.

Zur Wohnraumbelüftung wird eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung über einen Plattenwärmetauscher eingesetzt. Durch unsichtbar verlegte Kanäle wird verbrauchte Luft in Bad, Küche und WC abgesaugt und die vorgewärmte Frischluft den übrigen Aufenthaltsräumen zugeführt. Eine Besonderheit ist, dass die Zuluft im Winter über den Pufferspeicherraum geleitet und dort mit der Abwärme des Speichers vorgewärmt wird. Dadurch reduzieren sich die Lüftungswärmeverluste noch weiter. Im Sommer bevorzugt man jedoch eine kühle Zuluft, daher wird die Außenluft dann über einen Bypass direkt angesaugt.

All diese Bausteine, die das Gebäude in Deggendorf-Natternberg zu einem Energieeffizienzhaus Plus machen, entsprechen dem heutigen Stand der modernen Bautechnik, die bereits den Modellcharakter überwunden haben und Serienreife besitzen. Ein bezahlbares Haus der Zukunft erzeugt bei entsprechender Planung die Energie, die es benötigt, beinahe vollständig selbst.

Die Auswertung des Monitorings brachte auch eine weitere Kosteneinsparungsmöglichkeit zutage: Durch die hervorragende Wärmespeicherung der massiven Betonwände hätte ein wesentlich kleinerer Pufferspeicher von ca. 4000 Liter ein ebenso positives Ergebnis bewirkt wie der bestehende 9200 Liter-Tank.

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